14.09.2015 von Redakteur

Eines Tages gibt es eine Wahl und keiner geht hin!

Ein Kommentar zur Kommunalwahl in NRW 2015

 

Carl Sandburg möge mir diese freie Interpretation seiner Worte aus „People, Yes“ verzeihen.

Gestern war Wahl in NRW und wenige sind hingegangen. Kaum mehr als ein Drittel. Wo war der Rest und warum war er lieber dort und nicht im Wahllokal?

Viele der heutigen Berichte und Artikel in den Zeitungen und Online-Portalen, die Berichterstattungen im Radio und Fernsehen bemängeln des fehlende Interesse der „Wähler“ und schnell sind ein paar Begriffe und Fakten gefunden, die als Ursachen für die Abstinenz herhalten (könnten). „Politikverdrossenheit“, ein schlechter Termin für die Wahl, Trennung der Wahlen der Kreistage und der Bürgermeister....

Schauen wir uns jedoch die Wählerzahlen in den vergangenen 15 Jahren an, dann stellen wir fest, daß die Gruppe der Nicht-Wähler wächst und wächst.

Aber in keiner der Medien konnte ich auch nur einmal die Frage finden:

„Warum ist das so?“ oder „Warum sind die Leute so politikverdrossen?“.

Ist es wirklich unsere Form der Demokratie, alle vier oder fünf Jahre irgendwo ein Kreuzchen zu machen und somit den Gang der Geschichte zu bestimmen? Ob nun im Heimatort oder in Deutschland oder gar in der EU.

Die Herrschaften in den großen Volksparteien (so sie es denn noch sind!

SPD 1995: 831.000 --> 2014: 459.902 Mitglieder;

CDU 2006: 561.000 --> 468.329 Mitglieder – zusammen gerade 928.000 = 1,15% der Bevölkerung und 1,44% der Wahlberechtigten in Deutschland)

fahren auf parallelen Gleisen in die selbe Richtung. Die eine Lok schmückt ein (sehr) zartes Rot während die andere tiefschwarz ist. Der Kurs ist aber der gleiche. Vielleicht würde ja die Lokführerin gern etwas mehr nach rechts und der Lokführer mit den breiten Schultern gern seinen eigenen Kurs in die selbe Richtung fahren. Aber immer geht es nur um die, die vorn im Zug sitzen. Die in der zweiten Hälfte oder gar die am Ende sind immer nur die Konsumenten oder Wähler oder Steuerzahler – je nach dem was gerade benötigt wird. Und erstaunlich ist, daß gerade dort hinten die mitfahren, die man Arbeitnehmer nennt obwohl sie ihre Arbeit gegen. Und da gerade diese Wähler es sind, die unsere Gesellschaft durch ihre Arbeitskraft reich machen, sind es doch jene welche nicht mal 15 Prozent unseres Reichtums abbekommen. Aber die 10% der Reisenden gleich hinter der Lokführerin besitzen mehr als 63% des gesamten deutschen Vermögens. Und mit stetig steigender Tendenz. Und während die ganz hinten im Zug gerade mal bis zum Speisewagen kommen, verbindet das rote Telefon im Wagen Nr.1 die „Eliten“ direkt mit der Lokführerin. Und ich bin mir ziemlich sicher, es fehlt dabei im Fahrerstand die Sprechmuschel am Telefon.

Und wenn wir in Gedanken durch diesen Zug laufen (je nachdem wie weit wir kommen), dann fällt es schwer irgendwo in den Abteilen Demokratie zu entdecken. Und so glaube ich, daß viele der Konsumenten, Wähler und Steuerzahler aus der hinteren Hälfte sich fragen, welchen Lokführer sie wählen sollten und ob es überhaupt Sinn macht zu wählen, wenn die Züge ja doch alle in die gleiche Richtung fahren.

Vielleicht kommt die Zeit, wo diese Wähler daran denken, sich ein neues Gleis zu wählen. Und einen neuen Zug! Und ganz neue Lokführer!

 

j.j.

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